Wenn es Nacht wird…

Artikel aus den NordbayrischenNachrichten vom 15./16. Februar 2014

Zwei von Fabian Abbés Arbeiten: Sobald er ein Motiv gefunden hat, einen Strohballen, eine Lichtung oder eine Baumaschine, geht der Heroldsbacher daran, mit Knicklichtern, LED-Pads oder Teelichter für die „Beleuchtung“ zu sorgen. „Bei Belichtung, Blende und Empfindlichkeit gehe ich immer an die Grenze des technisch Machbaren“, sagt der Fotograf.

Fotos: Fabian Abbé

Wenn es Nacht wird, geht Fabian Abbé auf die Jagd

Der Heroldsbacher Fotograf spielt mit Licht und Schatten — Staunen beim Offenen Podium — Knicklichter als Beleuchtung

von Udo Güldner

Beim „Offenen Podium“ des Jungen Theaters hat Fabian Abbé (36) mit seinen Nachtfotografien und seinem Light-Paiting für einiges Aufsehen und lautstarke Begeisterung gesorgt. Das Geheimnis seiner Bilder liegt dabei buchstäblich und bildlich gesehen im Dunkel – außergewöhnlich für einen Fotografen. Grund genug für uns, den Bildmagier in seinem Heimatort Heroldsbach zu besuchen und uns seine Kunst von Licht und Schatten erklären zu lassen.

HEROLDSBACH – Auch in dieser Nacht wird Fabian Abbé wieder auf die Jagd gehen. Allerdings hat er keine Schusswaffe im Gepäck, sondern eine Kamera mit Stativ und zwei oder drei Objektiven. „Ich lasse mich von der Finsternis überraschen. Auch nach 30 Jahren, in denen man an dem einen oder anderen Ort achtlos vorbeigegangen ist, findet mich plötzlich ein spannendes Motiv.“ Vielleicht ist es die Ruhe der Nacht, ihre Reizarmut, ihre Entschleunigung, die den Fotografen beeindrucken, ihn vom hektischen Alltag ablenken. „Rings um mich her ist es stockdunkel. Nur die Kamera sieht mehr als ich erahnen kann.“ So wie zwischen Heroldsbach und Hemhofen, wo es ihm ein Reitplatz mit Wassergräben, Pferdesprüngen und Bauwagen angetan hat. Vor acht Jahren hat alles angefangen. „Mit einer einfachen Spiegelreflex-Kamera bin ich auf Motivjagd gegangen.“ Damals blitzte er noch für eine Kölner Tageszeitung und nahm vor allem Hochzeitspaare ins Visier. „Aber das hat bei mir keine Leidenschaft entzündet.“ Dann machte er sich nach Sonnenuntergang auf den Weg. „Für mich ist das ein Hobby. Wenn andere das auch noch spannend finden, dann freut es mich natürlich.“ Als Autodidakt hat sich Fabian Abbé, der als IT-Fachmann in einer Fürther Medienagentur arbeitet, alles selbst beigebracht. „Das meiste habe ich durch Ausprobieren gelernt. Da hat nicht alles immer sofort funktioniert.“ Sobald er ein Motiv gefunden hat, einen Strohballen, eine Lichtung oder eine Baumaschine, geht Fabian Abbé daran, mit Knicklichtern, LED-Pads oder Teelichtern für die „Beleuchtung“ zu sorgen. Auch alltägliche Dinge erscheinen Dank spielerischer Kreativität dabei in neuem Licht. „Bei Belichtung, Blende und Empfindlichkeit gehe ich immer an die Grenze des technisch Machbaren.“

Am Walberla

Je heller es am Aufnahmeort durch Straßenlampen, Scheinwerfer oder den Mond ist, desto mehr muss Fabian Abbé dagegenhalten, um seine Stimmung zu erzeugen. „Am Walberla habe ich sogar gezielt mit der
Lichtverschmutzung durch die umliegenden Ortschaften gearbeitet.“ Wenn er bestimmte Farbeffekte erzielen möchte, kommen Folien zum Einsatz, mit denen man normalerweise Schulhefte einhüllt. Auf der Sportinsel lässt er Fahrradrücklichter im Müllbeutel die Szenerie in Licht und Schatten tauchen. Und besonders Fahrzeuge wie Bagger, Kräne oder Lastwagen begeistern Fabian Abbé, der daraus nach einer Idee seines Freundes Tobias Seitz eine Bilderserie „Mission to Mars“ gestaltet hat. „Mein sportlicher Anspruch ist es, das Originalfoto nicht nachzubearbeiten. Daher plane ich vorher, wie es nachher aussehen soll.“ Beim Light-Painting nutzt der Heroldsbacher die lange Belichtungszeit, um, ganz in schwarz gekleidet, durch das Bild zu huschen. Dabei entstehen durch Blitze im Getränke- oder Schuhkarton und durch andere Lichtquellen faszinierende Motive. Und wer ganz genau hinsieht, der kann Fabian Abbé vielleicht sogar als Schatten erkennen. Inzwischen begleitet ihn seine Freundin auf den Ausflügen, die viel Zeit erfordern. „Es dauert eine Dreiviertel- bis zu fünf Stunden, bis so ein Bild im Kasten ist.“ Langweilig oder eintönig wird es Fabian Abbé dabei nicht, auch wenn der Bewegungsradius rund um seine Heimatgemeinde übersichtlich bleibt. „Je nach Jahreszeit, Witterung oder neuer Konstellation ergeben sich neue Blickwinkel, Stimmungen oder andere technische Möglichkeiten.“ Die Jagd nach Bildern bleibt also weiterhin spannend. Für den Künstler und für den Betrachter.

(i) mehr Fotos im Internet auf www.nn-forchheim.de Einen Einlick in Fabian Abbés Arbeiten ermöglicht auch www.fabianabbe.de Außerdem ist im nächsten Jahr eine große Ausstellung in den Rathaushallen geplant.

Quelle: Nordbayerische Nachrichten Forchheim vom 15./16. Februar 2014, Regionalteil Forchheim, Autor: Udo Güldner

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